„Die Zeit der Alleingänge ist vorbei“, sagte Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, auf dem Microsoft Business Summit in Frankfurt. Um in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein, brauche es Kooperationen – zwischen Menschen, zwischen Unternehmen, zwischen Mensch und Maschine.
Offenheit ist das zentrale Thema für Bendiek. Das gilt aus strategischer ebenso wie aus technologischer Sicht. „Wir brauchen ein Bekenntnis zu offenen Schnittstellen“, so Bendiek. Als Beispiel nennt sie die Open Manufacturing Platform. Diese Technologieplattform wurde vor kurzem von Microsoft und BMW ins Leben gerufen, um die Entwicklung von IoT-Anwendungen (Internet der Dinge) in der Automobil- und Fertigungsindustrie voranzutreiben.
Auch für Mitarbeiter gilt es offen zu sein – und zwar für neue Technologien. Schließlich ist die Entwicklung zu schnell, als dass man davon ausgehen kann, seinen Job auch in den kommenden Jahren noch auf die gleiche Weise ausüben zu können wie bisher.
Wer nicht bereit ist, sein ganzen Leben lang zu lernen, der wird es schwer haben. Das ist eine der Botschaften von Bendiek. Dazu brauche es auch eine entsprechend offene Unternehmenskultur, die dies fördert.
Unter dem zur Zeit häufig verwendeten Schlagwort der digitalen Souveränität versteht sie, dass Unternehmen die Hoheit über ihre Daten inne haben. Ein wichtiger Punkt der Open Manufacturing Platform etwa ist, dass alle beteiligten Firmen die volle Kontrolle über ihre Daten und ihr geistiges Eigentum behalten.
Aus Sicht von Bendiek darf mit digitaler Souveränität aber nicht gemeint sein, sich komplett abzuschotten – auch nicht auf nationaler Ebene. „Wir brauchen die internationale Vernetzung“, sagt Bendiek.
Aus dieser Perspektive betrachtet sie auch das Projekt Gaia X, das Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vor kurzem angestoßen hat. Damit will die Bundesregierung ein Experimentierfeld für europäische KI-Anwendungen schaffen und datenschutz-konforme Cloud-Speicher anbieten.
„Grundsätzlich ist das eine richtige Idee“, sagt Bendiek. „Aber es darf nicht dazu führen, dass wir das Rad komplett neu erfinden.“ Man darf sich ihrer Meinung nach nicht damit beschäftigen, eine Basisinfrastruktur neu aufzubauen, die dann Milliarden von Euro koste. Momentan stoße man dabei noch auf „veraltete Cloud-Bilder“. Es gehe zum Beispiel um lokale Speicherleistung oder lokale Infrastruktur. Innovation geschieht laut Bendiek aber auf der Services-Seite – mit neuen Geschäftsmodellen und neuen Anwendungen. „Auch hier brauchen wir Offenheit“, so Bendiek.
Kommentar
Die Forderung nach Offenheit ist richtig und wichtig – aber auch sehr interessant. Denn sie kommt von der Deutschland-Chefin eines IT-Anbieters, dem in der Vergangenheit oft vorgeworfen wurde, die eigene Marktmacht für die Verbreitung seiner Software zu missbrauchen. Und der Wunsch nach einer internationalen Sichtweise dürfte natürlich auch davon getrieben sein, dass es sich bei Microsoft um ein US-amerikanisches Unternehmen handelt.
Es wird spannend sein zu sehen, wie groß der Wille zur Offenheit in der IT-Branche ist, wenn es um Daten geht – bekanntermaßen dem Öl des 21. Jahrhunderts. Die digitale Transformation in der Mobilität beispielsweise hakt genau daran: Keiner der Player ist bereit, seine Daten preiszugeben – wie sich in den folgenden beiden Blog-Post nachlesen lässt:
https://barrytown.blog/2019/09/20/mobilitaet-in-deutschland-wie-david-gegen-goliath/
https://barrytown.blog/2019/08/12/moderne-mobilitaet-daten-sind-der-schluessel/
Titelbild: Microsoft
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