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Ohne Technologien werden wir die großen und kleinen Probleme unserer Zeit nicht lösen – im Fußball wie im restlichen Leben. Doch das heißt nicht, dass der Mensch so weiter machen kann wie bisher.
Die Generation KI hat mal wieder gesprochen. So nennt zumindest IT-Sicherheitsspezialist Kaspersky die 16- bis 30-jährigen Menschen. In unterschiedlichen Zeiträumen befragt Kaspersky Vertreter dieser Gruppe in Deutschland, wie sie zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz – also KI – im Zusammenhang mit verschiedenen Themen stehen. Die jüngst veröffentlichen Ergebnisse beziehen sich auf Fußball. Und ein paar davon sind durchaus interessant.
So fände es fast jeder Dritte (29,7 Prozent) der Befragten gut, wenn Fußballkommentatoren durch Sprachsysteme auf KI-Basis ersetzt würden. Bei den Fußballfans unter den Befragten sind sogar 38,3 Prozent dieser Meinung. Das Interessante dabei: Warum sind es nicht noch viel mehr, die sich in diesem Fall für die KI aussprechen? Natürlich gehört es eher zu den low hanging fruits, auf die Fußballkommentatoren zu schimpfen. Aber das ändert nichts daran, dass die Sprachfunktion eines Old-School-Navigationsgeräts wohl spannender kommentieren könnte als viele der Reporter, die zur Zeit im Einsatz sind.
Kreisliga oder KI
Aber nicht nur die Kommentatoren sind ersetzbar. 32,5 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass in Zukunft menschliche TV-Experten komplett von einem KI-System verdrängt werden könnten. Von den Fußballfans stimmen 43,1 Prozent zu. Auch hier stellt sich die Frage: Warum sieht das nur weniger als die Hälfte so?
Viele der einstigen Fußballstars, die als Experten eingekauft werden, spammen die Zuschauer vor den TV-Geräten mit Plattitüden, Worthülsen oder Stammtischsprüchen zu. Mindestens genauso inhaltsleer könnte es auch ein Kreisliga-B-Spieler mit ein bisschen Medientraining machen. Und selbst einfachste KI-Systeme würde es nicht schlechter hinbekommen.
Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke
Ganz besonders interessant finde ich aber ein Statement von Oliver Bierhoff, das Kaspersky in seinem Report wiedergibt. Der hat nämlich darüber gesprochen, dass Daten und die Leute, die diese interpretieren, zunehmend wichtiger werden im Fußball. Im Report heißt es dann: „Dies kann, Bierhoff zufolge, für mehr Gerechtigkeit im Sport sorgen, da Mannschaften, deren Kader über weniger Qualität verfügen, durch technologische Mittel wettbewerbsfähiger sein können.“
Die Technik soll also für die Gerechtigkeit sorgen, die dem Sport verloren gegangen ist. Sie soll ausbügeln, was der Mensch verbockt hat. Denn es sind Menschen, die entschieden haben, dass die reichen Clubs in Europa immer reicher werden, weil das viele Geld, das im Fußball verdient wird, nicht gerecht verteilt wird. Das Ergebnis sind langweilige Ligen wie die Bundesliga, in denen auch die B-Elf von Bayern München neun Mal hintereinander Meister werden würde.
Für mehr Gerechtigkeit soll aber nicht etwa eine andere Verteilung der Fernsehgelder sorgen. Nein, die Lösung sollen Technologien bringen, damit man an der bisherigen Vorgehensweise nichts ändern muss.
Davon abgesehen, dürfte die Hoffnung auf die Technik auch illusorisch sein. Denn die reichen Vereine verfügen natürlich nicht nur über die nötigen Mittel, um sich die stärksten Spieler zu kaufen. Sie können sich auch die besten KI-Systeme und die fähigsten Data Scientists leisten.
Die Technik als Heilsbringer für menschengemachte Probleme – der Fußball folgt damit einem Muster, das auch in anderen Bereichen zu beobachten ist. So gibt es zum Beispiel Menschen, die in traditionellen und sozialen Medien dafür plädieren, allein modernen Technologien den Kampf gegen den Klimawandel zu überlassen – Stichwort Geo Engineering. Damit verbunden ist die Hoffnung: Die Technik sorgt dafür, dass wir so weiter machen können wie bisher. Es gibt keinen Grund auf etwas zu verzichten oder darauf zu achten, wie viele Ressourcen wir so in unserem Alltag verballern.
Vielleicht liege ich aber auch falsch. Und die Technik allein wird alle unsere Probleme lösen – in Sachen Klimawandel ebenso wie im Fußball. Dann sollen sich bitte ganz schnell KI-Systeme auch um die anderen Baustellen im Profisport kümmern. Um die Korruption in den Weltverbänden, um die Bigotterie der Funktionäre und deren Katzbuckeln gegenüber Autokraten, um Nazis in den Stadien und und und…
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