Durchbruch für die Super-Rechenpower

Bild: IBM

2023 wird das Jahr der Quantencomputer – so die Prognosen von verschiedenen Experten. Firmen sollten sich mit den Möglichkeiten der Technologie beschäftigen. Zum Beispiel könnten Medikamente deutlich schneller entwickelt werden.

Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, Ransomware – die meisten Top-Themen, die IT-Unternehmen für dieses Jahr prognostizieren, waren auch die Trends des vergangenen Jahres. Doch neben diesen wird häufig eines genannt, das bisher vor allem Zukunftsmusik war: Quantencomputing. Die Quantentechnologie schafft es zwar immer mal wieder in einzelnen Anwendungen zu zeigen, welches Potenzial in ihr steckt – zum Beispiel in der Qualitätssicherung. Doch bisher hatte man stets den Eindruck, dass das Thema vorrangig noch eines für Forschungslabore ist.

Das könnte sich dieses Jahr ändern. Die Quantentechnologie werde 2023 Durchbrüche in den Bereichen Hardware, Systemsoftware und branchenspezifische Anwendungen erzielen, glaubt Srikumar Ramanthan, Senior Vice President bei der Tech-Company Mphasis. Er erwartet bedeutende Investitionen des privaten Sektors durch Risikokapital und andere Kanäle. „Etwa 300 bis 600 Millionen Dollar sind alleine in Quantencomputing-Startups im Jahr 2022 geflossen“, so Ramantham. „Dieser Investment-Drang wird so schnell nicht aufhören und dazu führen, dass sich die zugrundeliegende Hardwaretechnologie und Systemsoftware noch schneller entwickelt.“

Srikumar Ramanthan. Bild: Mphasis

Ein Beispiel dafür sind die Aktivitäten des IT-Riesen IBM, der sehr umtriebig beim Thema Quantencomputing ist. Mit seinem Quantum System Two will das Unternehmen laut Pressemeldung einen Baustein des quantenzentrischen Supercomputing liefern, das wiederum eine neue Welle in der Entwicklung der Technologie sein soll. Das System soll spätestens Ende 2023 online verfügbar sein.

Leistungsfähiger als jeder Supercomputer

Welche Möglichkeiten die Quantentechnologie eröffnet, lässt sich bisher nur erahnen. Ein Quantencomputer führt Berechnungen mit so genannten Quantenbits oder Qubits durch. Im Gegensatz zu jedem Bit bei einem klassischen Rechensystem, das jeweils nur einen von zwei Zuständen – nämlich 1 oder 0 – einnehmen kann, können Qubits quasi gleichzeitig 1 und 0 sein. Damit sind Quantencomputer weitaus leistungsfähiger als herkömmliche Systeme. Sie könnten extrem komplexe Probleme lösen, zu denen selbst die leistungsstärksten klassischen Supercomputer nicht in der Lage sind.

Gerade Branchen, die auf maximale Rechenleistung angewiesen sind, kommen an Quantencomputing nicht vorbei, heißt es in der 2023-Prognose von Dell Technologies. „Auch wenn die Technologie derzeit bei den Investitionsvorhaben der meisten Firmen noch keine große Rolle spielt, sollten sich die Entscheidungsträger trotzdem fragen, welchen geschäftlichen Nutzen sie ihnen bringen kann“, so die Experten von Dell. Als Beispiel nennen sie den Gesundheitssektor. Dort könnten Quantencomputer dank der Fähigkeit, riesige Datenmengen in kürzester Zeit zu verarbeiten, die Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungen massiv beschleunigen.

Verschlüsselung wird obsolet

Laut den Experten ergeben sich durch Quantencomputing allerdings auch Risiken. Kriminelle könnten Quantencomputer in Zukunft nutzen, um Verschlüsselungstechnologien in Sekundenschnelle zu knacken. IT-Anbieter Netapp, der in seiner Prognose Quantencomputing ebenfalls als Top-Thema sieht, geht davon aus, dass entsprechende Systeme jede Verschlüsselung früher oder später obsolet machten. Deshalb müsse der Schutz von Daten noch sorgfältiger bedacht werden – vom einfachen Datendiebstahl bis hin zu fortschrittlicheren Verschlüsselungs- und Entschlüsselungstechniken.

Immerhin: Dell weist darauf hin, dass es bereits Standardisierungsaktivitäten im Bereich quantencomputer-resistenter Kryptografie gebe. Dazu zählt etwa das Post-Quantum Cryptography Project des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology (NIST), in das auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eingebunden ist.

Ob Risiko oder große Chance – das Jahr 2023 wird aus Sicht der Quantentechnologie wohl ein sehr spannendes werden.

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